„Sport und Bewegung – unverzichtbar für die gesunde Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen“
Die Forschungslage ist eindeutig. Unsere Kinder bewegen sich deutlich weniger als frühere Generationen und sind weniger fit. Die Bewegungsempfehlungen von einer täglichen Sport- und Bewegungsstunde werden nur von etwa einem Drittel der Kinder erreicht und die motorische Leistungsfähigkeit hat sich in den letzten zwei Generationen etwa um 10% reduziert. Gleichzeitig klagen Kinderärzte in zunehmendem Maße über Adipositas und psychische Auffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen.
Schon vor über 20 Jahren konnte in mehreren langjährigen Schulversuchen eindrucksvoll gezeigt werden, dass eine tägliche Sportstunde in der Grundschule nicht nur dem Leistungsverlust vorbeugt, sondern auch Psyche und Sozialverhalten der Kinder positiv beeinflusst. „Kinder stark machen“ heißt das Motto, das auch einer seit langem erfolgreichen Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ihren Namen gibt. Sogar positive Auswirkungen auf Konzentrationsfähigkeit und schulische Leistungen konnten gezeigt werden.
Wir wissen das alles, aber was können wir tun? Erstens müssen Eltern und Entscheidungsträger für dieses Thema sensibilisiert werden. Eltern müssen wieder in viel stärkerem Maße Bewegungsvorbilder sein und den Sport ihrer Kinder aktiv unterstützen. Zweitens sind auch Kommunen aufgefordert durch die Schaffung von verkehrsberuhigten Schulwegen sowie frei zugänglichen Sport- und Bewegungsflächen die Rahmenbedingungen zu verbessern.
Drittens ist aber auch die Schule gefordert. Gerade in der Grundschule kann eine tägliche Sport- und Bewegungsstunde ein ganz wichtiger Schritt in die richtige Richtung zu mehr Bewegung und damit auch letztlich einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung sein.
Ich wünsche der Initiative „Bayern-beweg-Dich“ einen nachhaltigen Erfolg.
Literatur:
Bös, K., Krug, S. & Schmidt, S. (2011). Waren Kinder früher aktiver? Eine retrospektive Befragung Erwachsener zu ihrem Bewegungsverhalten im Grundschulalter. Sportunterricht 60 (2), 43-48.
Bös, K. & Krell, J. (2012). Inaktivität und Fitnessmangel im Kindesalter – Ursachen und Wirkung. Kinderärztliche Praxis, 83 (4), 207-210.
Haas, S., Väth, J., Bappert, S. & Bös, K. (2009). Auswirkung einer täglichen Sportstunde auf kognitive Leistungen von Grundschulkindern. sportunterricht 58 (8), S. 227-232.
Wagner, M., Bös, K., Jekauc, D., Karger, C., Mewes, N., Oberger, J., Reimers, A., Schlenker, L., Worth, A. & Woll, A. (2014). Cohort Profile: The Motorik-Modul Longitudinal Study: physical fitness and physical activity as determinants of health development in German children and adolescents. International Journal of Epidemiology, 43 (5), S. 1410-1416.
Prof. Dr. Klaus Bös
Distinguished Senior Fellow am Karlsruher Institut für Technologie
Distinguished Senior Fellow und Professor am Karlsruher Institut für Technology (KIT). Er studierte Sport, Mathematik und Psychologie an der Universität Heidelberg, promovierte 1980 mit einer Arbeit zu Dimensionen der Motorik und habilitierte 1985 zur Diagnose motorischer Fähigkeiten.
1987 wurde er auf eine Professur für Sportwissenschaft nach Frankfurt berufen. 1993 folgte ein Ruf nach Regensburg, 1994 nach Frankfurt und 1999 nach Karlsruhe. Dort war er Direktor des Instituts für Sport und Sportwissenschaft bis 2013 Dekan der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften. 2013 wurde er emeritiert.
Er ist aktuell Senior Fellow am KIT sowie leitendes Mitglied zahlreicher Institutionen und Vereinigungen sowie Autor zahlreicher Monographien und Fachartikel.
Seine Forschungsschwerpunkte sind Bewegungsforschung und Diagnostik, Sport und Gesundheit sowie Sport mit Kindern und Jugendlichen. Hobbies von Prof. Bös sind Sport, Reisen und gutes Essen.